Die Rohstoffe - kein fauler Zauber
Was braucht es schon, um einen Lehmputz oder eine Lehmfarbe herzustellen? Sand, Ton, für die Farbigkeit Pigmente und von dem noch ein Tröpfchen und von diesem noch eine Brise. Fertig ist der Lehmputz! So weit, so richtig! Leider (oder zum Glück?) gibt es mittlerweile aber eine nicht mehr zu überschauende Vielzahl an Rohstoffen, die prinzipiell geeignet wären, um daraus ein Produkt herzustellen. Und das Buch „So produziere ich einen guten Lehmputz“ muss auch erst noch geschrieben werden.
Es braucht ohne Zweifel die richtigen Rohstoffe, viel Erfahrung und noch mehr Zeit und Versuche, um am Ende ein Produkt zu haben, das man aber stets nur als „vorläufiges Ergebnis“ betrachten darf, weil es wohl immer Wege der Verbesserung gibt.
Es braucht ohne Zweifel die richtigen Rohstoffe, viel Erfahrung und noch mehr Zeit und Versuche, um am Ende ein Produkt zu haben, das man aber stets nur als „vorläufiges Ergebnis“ betrachten darf, weil es wohl immer Wege der Verbesserung gibt.
Woraus die Lehmprodukte von LESANDO bestehen
Bild: Italienischer Marmor in verschiedenen Korngrößen
Der Hauptbestandteil eines jeden Putzsystems (wir betrachten rein technisch eine Farbe als ein ultrafeines Putzsystem) ist der Sand, der die Funktion des Füllstoffs übernimmt. Hier setzen wir vollständig auf schneeweißen Marmor, den wir aus Norditalien beziehen. Der hohe Weißgrad von Marmor unterstützt die Brillanz von Farbtönen und ist in der Produktion physiologisch gesehen wesentlich unproblematischer als der unschlagbar billige Quarzsand, der in den meisten Fällen verwendet wird. Auch hat der Marmor positive Auswirkungen auf die Speicherung von Feuchtigkeit.
Bild: Tonmehle wirken als Bindemittel und speichern viel Feuchtigkeit
Der Ton übernimmt in Lehmprodukten Bindemittelaufgaben. Aus den allein in Deutschland schätzungsweise verfügbaren 1.600 verschiedenen Tonmehlsorten die herauszufinden, die für das angestrebte Produkt wohl die besten sind, gleicht der berühmten Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. Kombiniert man aber eigene Erfahrungen und Motivationen mit den Kompetenzen seines Lieferanten, den man als Partner betrachtet, kann man stark eingrenzen und so eine gute Entwicklungsarbeit leisten. Unsere Tone stammen aus dem Westerwald und sind eine Mischung verschiedener Sorten, die genau auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten sind. Die Zusammenstellung wurde in enger Abstimmung mit unseren Lieferanten erarbeitet.
Eine besondere Form des Tons ist Kaolin, wesentlich feinteiliger als Ton und in unserem Fall auch noch deutlich heller. Er dient uns dazu, bestimmte Farbtöne, aber auch technische Eigenschaften zu erreichen.
Bild: Kaolin ist eine ganz besondere Sorte Ton: sehr fein und hell
Auswahl aus rund 30.000 Pigmenten
Bild: Mit nur sechs rein mineralischen Pigmenten lassen sich über 600 Farbtöne herstellen
Bei den Pigmenten zur Farbgebung setzen wir ausschließlich auf mineralische Varianten. Pigment weiß ist ein nano-freies Titandioxid, das unser Partner aus Slowenien für uns nach dem Sulfatverfahren herstellt und das unter der Kennung E171 auch für Lebensmittel zugelassen ist.
Der Begriff Bismut-Vanadat für unser Gelbpigment klingt zunächst mal sehr chemisch, wenn nicht sogar giftig. Dabei ist es Mitte der 1980er Jahre als Ersatz für eben die besonders giftigen Blei- und Chromatpigmente auf den Markt gekommen und zeichnet sich durch gute Lichtechtheit und den für Gelbpigmente ungewöhnlich klaren Farbton aus. Wir beziehen unser Gelbpigment von einem langjährigen Partner aus Deutschland.
Die Farbtöne ocker, rot und schwarz sind Eisenoxide, die wir ebenfalls aus Deutschland beziehen. Man muss sich allerdings von der romantischen Vorstellung lösen, dass diese Eisenoxide aus den Pigmentgruben gekratzt werden, denn die Mengen, die heute bei den Eisenoxiden gebraucht werden, lassen sich so nicht mehr decken. Bei der Herstellung simuliert man den natürlichen Entstehungsprozess zeitlich stark verkürzt, hat aber den Vorteil, dass das Ergebnis steuerbar ist, sprich ohne unerwünschte Begleiterscheinungen wie Verunreinigungen oder Fremdstoffe.
Unser Ultramarinblau wird in Frankreich produziert. Es handelt sich dabei um ein synthetisch hergestelltes Pigment, das eine interessante Geschichte hat. Der Begriff „ultramarin“ stammt aus dem italienischen und bedeutet „über das Meer gebracht“. Im Mittelalter war der natürliche Farbstoff, der auf den Halbedelstein Lapiz Lazuli zurückgeht, extrem teuer und kam vor allem aus dem mittleren Osten und dem heutigen Afghanistan. Daher verwundert es auch nicht, dass in den 1820er und 1830er Jahren Preise ausgesetzt wurden, um ein Pigment zu produzieren, das den teuren Import überflüssig machte – was letzten Endes auch gelang. Das Pigment Ultramarinblau besteht wie die natürliche Vorlage aus den ebenso natürlichen Rohstoffen Kaolin, Schwefel, Natriumsulfat, Natriumkarbonat und Kohle und wird unter Einwirkung von Hitze und Druck künstlich hergestellt. Damals das erste synthetische Pigment.
Die Additive
Schon immer hat man bei der Herstellung von Farben und Putzen am Ende die Trickkiste aufgemacht, um das Produkt genau so „einzustellen“, wie es für die Anwendung notwendig war. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Aber eines vorweg: wenn die Grundlage nicht stimmt, kann man auch mit einem noch so ausgeklügelten Additiv-Cocktail aus einer vermurksten Rezeptur kein Spitzenprodukt machen!
Additive können helfen, bestimmte Eigenschaften zu erreichen, sie sind aber dafür nicht alleine verantwortlich! Additive für Putze und Farben begründen heute eine eigene Industrie mit gigantischen Ausmaßen. Wenn man sich aber darauf beschränkt hat, nur natürliche Rohstoffe einzusetzen, wird die Auswahl schon sehr viel kleiner. Denn nicht alles, was ein Segen für das Produkt ist, ist auch ein Segen für den Anwender oder Nutzer.
Additive können helfen, bestimmte Eigenschaften zu erreichen, sie sind aber dafür nicht alleine verantwortlich! Additive für Putze und Farben begründen heute eine eigene Industrie mit gigantischen Ausmaßen. Wenn man sich aber darauf beschränkt hat, nur natürliche Rohstoffe einzusetzen, wird die Auswahl schon sehr viel kleiner. Denn nicht alles, was ein Segen für das Produkt ist, ist auch ein Segen für den Anwender oder Nutzer.
Bild: Pflanzenstärke auf Clean-Label-Basis: in vielen Lebensmitteln des täglichen Gebrauchs
Zur Unterstützung der Verarbeitungseigenschaften gerade bei dünnschichten Produkten wie Feinputzen oder Farben und zur Verbesserung der Festigkeit setzen wir eine so genannte „Clean-Label-Stärke“ ein. Es handelt sich dabei um eine aus Nutzpflanzen gewonnene Stärke, die wiederum in vielen Lebensmitteln eingesetzt wird. Diese Stärke ist nicht wie viele andere gentechnisch modifiziert oder enthält gentechnisch veränderte Zusätze. Der Wermutstropfen dabei ist, dass der Rohstoff für die Stärke aus Südamerika kommt und erst hier zum Produkt verarbeitet wird, was unseren Bestrebungen nach möglichst kurzen Lieferwegen entgegenwirkt.
Bild: Feine aufgespleiste Fasern aus dem Grundstoff Holz halten das Wasser in der Schicht
Bei dünnen Beschichtungen wie Farben oder Deckputzen besteht eine Aufgabe darin zu verhindern, dass das Wasser im angesetzten Produkt zu schnell in den Untergrund oder an die Raumluft abgegeben wird. Zur Steuerung des so bezeichneten „Wasserrückhaltevermögens“ setzt man sehr feine Cellulosefasern ein. Aus dem Grundstoff Holz gewonnen nehmen die Fasern ein Bad in einer Lauge und vergrößern dadurch ihre Oberfläche um ein Vielfaches, was deren Neigung, Wasser an sich zu binden, erheblich steigert.
So bleibt das Wasser länger im Produkt, der Anwender hat länger Zeit zur Verarbeitung und das Produkt trocknet gleichmäßiger. Es darf aber nicht unerwähnt bleiben, dass auch der Ton Eigenschaften wie Bindekraft und Wasserrückhaltevermögen mitbringt und sich daher die Einsatzmengen der Additive stark beschränken lassen.
Das sind die Rohstoffe für unsere Rezepturen. Die sind nicht von heute auf morgen entstanden, sondern das (Zwischen-)Ergebnis vieler Jahre Arbeit, Erfahrung und über die Zeit hinweg sicher weit mehr 1.000 verschiedener Versuche. Stand heute. Morgen geht es weiter!
Die Qualität der LESANDO-Produkte hat mittlerweile eine außergewöhnliche Stufe erreicht. Nicht selten erreicht uns die Frage nach der mengenmäßig genauen Zusammensetzung, Nennung der Lieferanten usw.
Bei aller Offenheit sind wir dennoch nicht bereit, derart detailliert Auskunft über unsere Produkte zu geben. Sie sind das Kapital des Unternehmens und verbunden mit hohen zeitlichen und finanziellen Aufwendungen. Es dürfte daher – auch im Hinblick auf die qualitativen Unterschiede zu anderen Produkten am Markt - nur verständlich sein, wenn exakte Angaben als Betriebsgeheimnis bewahrt werden.
Konservierungsstoffe, Blauer Engel und jede Menge Etikettenschwindel
Ein besonderes Merkmal der Lehmprodukte von LESANDO ist, dass sie nur als Trockenprodukte, also in Pulverform ausgeliefert werden. Das bedeutet für den Anwender, dass er das Produkt vor Ort mit Wasser aufbereiten muss. Mittlerweile bietet der Markt der Lehmbaustoffe auch gebrauchsfertige Produkte an.
Dazu muss man wissen, dass Produkte auf Wasserbasis mit neutralem pH-Wert Konservierungsstoffe brauchen, damit das Produkt nicht umkippt. Diese Konservierungsstoffe, allen voran Methylisothiazolinon (MIT) und Benzisothiazolinon (BIT) gelten mittlerweile als Gefahrstoffe und können mitunter starke allergische Reaktionen auslösen.
Leider informieren die Hersteller solchen Produkte nicht offen über diese Konservierungsstoffe und lassen den Verbraucher damit im Unklaren, der davon ausgeht, dass jedes „Lehm-Produkt" auch sauber ist. Diese Leichtgläubigkeit nimmt man bewusst in Kauf und baut auch darauf.
Dazu muss man wissen, dass Produkte auf Wasserbasis mit neutralem pH-Wert Konservierungsstoffe brauchen, damit das Produkt nicht umkippt. Diese Konservierungsstoffe, allen voran Methylisothiazolinon (MIT) und Benzisothiazolinon (BIT) gelten mittlerweile als Gefahrstoffe und können mitunter starke allergische Reaktionen auslösen.
Leider informieren die Hersteller solchen Produkte nicht offen über diese Konservierungsstoffe und lassen den Verbraucher damit im Unklaren, der davon ausgeht, dass jedes „Lehm-Produkt" auch sauber ist. Diese Leichtgläubigkeit nimmt man bewusst in Kauf und baut auch darauf.
Das Umweltbundesamt vergibt aber sogar für solche Produkte den Blauen Engel und trägt damit noch stärker zur Verunsicherung beim Verbraucher bei. Jeder ist der Ansicht, dass der Blaue Engel das Symbol für saubere Produkte ist. Was es aber nicht ist. Es erscheint mehr als ein Kniefall vor der Industrie.
Betrachtet man sich die Stoffe, die ein Produkt mit Blauem Engel haben darf, kommt man nicht ansatzweise auf die Idee, dass es sich dabei um ein umweltfreundliches Produkt handeln könnte. Der Etikettenschwindel geht aber noch weiter. Da werden Produkte als Profi-Lehmfarbe angepriesen, wo es sich in Wirklichkeit um eine Dispersionsfarbe mit Tonanteil und unter Zugabe von Konservierungsstoffen handelt. Stolz wird von konservierungsmittelfreien Produkten gesprochen, deren hoher pH-Wert jedoch auf Silikatbestandteile zurückzuführen ist, so dass man diese Farbe auch nicht mehr als Lehmfarbe bezeichnen dürfte.
Die Liste der Beispiele lässt sich fortführen. Marketing mit dem Begriff Lehm. Dem Verbraucher ist nicht zuzumuten, dass er sich so intensiv mit der Thematik beschäftigt, dass er den faulen Zauber erkennen kann. Neben der absolut entschuldbaren Unkenntnis setzen die Anbieter solcher Produkte aber auch auf die Bequemlichkeit des Anwenders („Eimer auf und los“).
LESANDO distanziert sich von solchen Praktiken und Produkten und wird auch weiterhin keine gebrauchsfertigen Lehmprodukte anbieten, solange sich keine ökologisch und physiologisch vertretbaren Möglichkeiten auftun, die mit unserer Rohstoffphilosophie vereinbar sind.